Das einfache Leben im Skilager

Marianne Stohler

Ich versetze mich zurück in die Winterzeit im Mädchengymnasium: Bald findet unser nächstes Skilager statt. Der Besuch beim Schulfürsorgeamt steht an für jene Jugendlichen, die keine eigenen Skier besitzen. Aus der Menge der Holzskier wird jeweils sehr schnell ein Paar für uns rausgesucht. Am Montag solls losgehen. Natürlich müssen wir die Ski und das Gepäck für eine Woche selber tragen. Eine Herausforderung für mich.

(Fortsetzung)

Um das Lagerhaus zu erreichen, liegt ein rechtes Stück Fussmarsch vor uns. Endlich angekommen, erkunden wir das Lagerhaus. Eiskalt ist es im grossen Schlafraum. Wasser hat es im Brunnen. Wir packen aus und kommen schnell im einigermassen warmen Aufenthaltsraum zusammen.
Skifahren heisst in dieser Woche: Einen Hügel besteigen mit den Ski, kurze Instruktion, wie wir den Hügel runterfahren sollen, im Stemmbogen oder kurzen Schwüngen. Unzählige Male steigen wir den Hügel hinauf. Nur zu schnell sind wir jeweils wieder unten. Ausser an einem Tag wird immer so geübt, denn für Skilifte stehen uns nur 5 Franken zur Verfügung. Das reicht höchstens für 1-2 Fahrten.
Ab und zu versucht eine von uns aus gesundheitlichen Gründen vom Ski fahren befreit zu werden. Grundsätzlich sind wir aber trotzdem gerne dabei. Die meisten von uns kennen nichts anderes.
Schön ist es am Abend, wenn nach dem Nachtessen gespielt oder sogar getanzt wird und wir Mädchen mit den zum Teil angehimmelten jungen Skilehrern ein Tänzlein wagen. Weniger schön ist die Toilette am Morgen, am Brunnen mit dem eiskalten Wasser, bei dem wir oft zuerst die oben schwimmende Eisschicht zerschlagen müssen. Das ist ganz im Sinne unseres Rektors, der findet: »Die verwöhnten jungen Damen sollen lernen, auch einfach zu leben.» Wenn wir Glück haben, wird uns das nächste Jahr ein komfortableres Lagerhaus zugewiesen, darauf hoffen wir.