Foto Monika Fischer
Schon im November bekamen wir einen kurzen Eindruck, was ein
richtiger Winter sein kann. Doch war die weisse Pracht schnell wieder
verschwunden. Erlebnisse aus Kindertagen erinnern uns ans Unterwegssein im
Schnee oder auf dem zum Eisfeld umfunktionierten Pausenplatz.
(Fortsetzung)
Schneewanderungen mit Komplikationen
Barbara Bischoff Frei
Wenn Vater Ferien hatte -und als Lehrer hatte er diese oft - wurde gewandert, im Sommer wie im Winter. Als ehemaliger Gebirgsinfanterist mit Aktivdiensterfahrung liebte er auch die Berge. So hiess es im Winter: «Skier bereitstellen, wir wandern auf den Niederetzel.»
Dieser Berg bei Pfäffikon SZ ist nun wirklich kein Skiberg! Aber das hinderte uns nicht, die Felle anzuschnallen und durch den Wald den mühsamen Aufstieg auf den St. Meinrad unter die Skier zu nehmen.
Meine Mutter blieb meistens mit einer fadenscheinigen Ausrede zu Hause. Eigentlich liebte ich diese Wanderungen mit meinem Vater, da sie stets etwas Abenteuerliches beinhalteten.
Wir mühten uns durch das Geäst und um die Bäume herum, um auf die Anhöhe zu kommen. Zwischendurch löste sich wieder einmal ein Fell vom Ski, und wir mussten alle warten, bis es wieder richtig montiert war, um die Wanderung fortzusetzen. Offizielle Pausen wollte der Vater nicht einlegen, gegessen und getrunken wurde prinzipiell erst am Ziel. Dieses war eine kleine Anhöhe ohne Bäume, wo wir einige «Abfahrten» machen konnten. Natürlich alles ohne Skilift. Aber zuerst wurde auf dem Hügel gepicknickt. Das liebte ich sehr. Am Nachmittag fuhren wir dann auf den Skiern hinunter nach Pfäffikon. Das war mindestens so beschwerlich wie der Aufstieg. Es gab ja keine Spur, und wir mussten wieder um die Bäume herumfahren.
Der Skirucksack meines Vaters war für alle Eventualitäten gepackt und ein schweres Ungetüm. Aber er kam auf jede Tour mit, war sie auch noch so kurz. Am meisten faszinierten mich in diesem Gepäck die Aluschalen fürs Picknick und natürlich der Alu-Skispitz für den Notfall, falls ein Ski brechen würde. Meine Schwester machte sich darüber immer lustig.
Auf einer dieser Ausflüge nach Einsiedeln war dieser Rucksack natürlich auch dabei. In Einsiedeln gab es bereits einen Skilift, und wenn wir einmal mit den Fellen den Hügel erklommen hatten, durften wir noch eine Fahrt mit dem Lift machen.
Auf diesen «Abfahrten» fuhr mein Vater immer voraus und instruierte uns. Meiner Schwester war das zu langsam, und sie fuhr dem Vater einfach davon. Aber oje, sie landete in einem Graben, den sie übersehen hatte! Sie hatte sich gottseidank nicht verletzt, aber der Skispitz war abgebrochen. Mein Vater holte strahlend den Alu Skispitz aus dem Rucksack und wollte ihn am defekten Ski montieren. Aber diesen Triumpf wollte meine Schwester ihm nicht überlassen. Sie weigerte sich, wieder auf die Skier zu stehen und lief die ganze Piste mit den kaputten Skiern auf dem Rücken hinunter.
Als wir ein andermal müde zuhause ankamen, fanden wir unseren Wohnungsschlüssel nicht mehr. Da unsere Mutter fort war, konnten wir nicht ins Haus. Der ganze Rucksack wurde ausgeleert und wieder eingepackt. Natürlich alles unter den schimpfenden Worten meines Vaters, aber auch von uns Kindern.
Wir holten also einen Schlosser, der unsere Wohnungstür entriegelte. Aber das Abenteuer war noch nicht vorbei! Im Frühling unternahmen wir wieder eine Wanderung auf den St. Meinrad, diesmal zu Fuss, um auf dem Hügel den verlorenen Hausschlüssel zu suchen. Trotz einiger Wiederholungen dieser Suchaktion, fanden wir diesen recht grossen Schlüssel nie mehr.
Da ich heute sehr oft in dieser Region wandere, erinnere ich mich jedes Mal an unseren verlorenen Hausschlüssel. Wo er nun wohl ist? Dreissig bis vierzig Zentimeter unter dem Gras - oder vielleicht im Bauch einer Kuh?
Mit den Eltern beim Samariterdienst
Irmgard Bayard
Der Weissenstein ist der Hausberg der Solothurnerinnen und Solothurner und der Bevölkerung aus der Umgebung. Ich besuche ihn auch heute noch gerne, wenn auch viel weniger oft, als dies in meiner Kindheit der Fall war. Wir fuhren als Familie im Winter jeweils einmal im Monat mit der Sesselbahn (die es heute leider nicht mehr gibt und von Kabinen abgelöst wurde) zum Kurhaus. Dort gab es ein Krankenzimmer, wo mein Vater als eingefleischter Samariter Dienst hatte. Für uns war das jeweils ein interessanter Sonntag, war doch meist eine andere Familie mit Kindern dabei, deren Mutter zum Samariter-Team gehörte. Bei schönem Wetter waren wir draussen im Schnee, bei Nebel im Zimmer beim Spielen. Sobald ein Alarm einging, banden sich die beiden Samariter Schneeschuhe (die damals aussahen wie Tennisschläger) an die Füsse und gingen auf die Suche nach dem oder der Verunfallten. Diese wurden dann ins Krankenzimmer gebracht, gepflegt und wenn nötig ins Tal gebracht. Wie das genau vor sich ging, weiss ich heute nicht mehr. Das hat uns als Kinder auch weniger interessiert. Für uns war das Beisammensein und Spielen wichtig, für alles andere waren die Erwachsenen zuständig. Ob ich jedes Mal gerne auf den Berg ging, kann ich nicht beschwören. Aber wie das im Alter so ist: Man erinnert sich an die guten Dinge. Und das ist ja auch gut so.
«Päärlizinggi» auf dem Eisfeld
Monika Fischer
Zu meiner Schulzeit war es im Winter oft über längere Zeit sehr kalt. «Pausenplatz nicht betreten!», hiess es dann jeweils auf einer grossen Tafel. Der Schulhausabwart walzte den Schnee auf dem Pausenplatz platt und wässerte ihn mit einem langen Schlauch. Wir konnten es kaum erwarten, bis das Eis so stark gefroren war, bis wir es betreten durften. An schulfreien Tagen schulterten wir die Schlittschuhe und tummelten uns auf dem Natureisfeld. Meine Mutter hatte mir dazu (als Weihnachtsgeschenk?) ein kurzes weites Röckchen aus doppeltem Stoff genäht, die eine Seite blau, die andere kariert. Zwar schaffte ich es nie, richtige Pirouetten zu drehen, denn lieber vergnügten wir uns beim «Päärlizinggi». Es ging drum, zuerst eine, dann zwei und drei Personen zu fangen und Hand in Hand weiterzufahren. War eine vierte Person gefangen, lösten sich die Paare, und das Spiel ging weiter. Welch ein Glück, den Schulschatz zu fangen oder von ihm erwischt zu werden und möglichst lange Hand in Hand auf dem Eisfeld herumzufahren! Ich erinnere mich noch heute, wie ich jeweils mit hochroten Backen und viel innerer Wärme gegen Abend nach Hause rannte.
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