Text und Fotos: Monika Fischer und zvg
Wie schwierig kann es doch sein, einer schlimmen Situation zusehen zu müssen und nichts tun zu können! So erging es mir angesichts des brutalen Angriffskriegs in der Ukraine. Zwar stand ich nach langjähriger Projektarbeit mit unseren einheimischen Partnerinnen regelmässig in Kontakt, konnte jedoch selbst wenig zur Linderung der Notsituation beitragen. «Heute werden beim Einpacken von Weihnachtsgeschenken beim Verein «Engagiert mit Herz» Freiwillige gesucht. Ich gehe mit der Tochter. Komm doch auch mit», meinte Sohn Urban, der schon zweimal Waren an die Grenze des Landes im Krieg gefahren hat, Ende November.
(Fortsetzung)
Im grossen Wohnraum im Haus der Familie Brusa herrschte unter der Leitung von Leonie Hersche ein emsiges Treiben. Kinder und Erwachsene legten Spielsachen, Kerzen, Zündhölzer und Süssigkeiten in Cellophansäcke. Antonia Brusa packte die abgezählten Geschenke in eine vorbereitete Schachtel mit rotem Klebeband und einer kurzen Beschriftung des Inhalts.
An mehreren Tagen kamen so 1300 Geschenke zusammen, die anfangs Dezember in der Nähe der ukrainischen Grenze weitergegeben wurde. Da gleichzeitig ein Journalist einer Tageszeitung anwesend war, erzählte Initiantin Rita Brusa, 63, von ihrem Projekt.
Am 22. Februar 2022 hörte die dreifache Mutter und vierfache Grossmutter frühmorgens im Radio die Nachricht vom brutalen Überfall auf die Ukraine. Spontan wusste sie: «Da muss ich handeln.» Zusammen mit Tochter Antonia fuhr sie mit Hilfsmitteln vollgepackte Busse mehrmals an die ukrainische Grenze und nahm auf der Rückreise Menschen auf der Flucht mit in die Schweiz. Mit der Zeit entwickelte sich aus den spontanen Aktionen ein gut organisiertes Hilfswerk. Im grossen Haus mit Umschwung in Grosswangen, wo Rita neben der Ferienwohnung bisher heilpädagogische Reiten und Voltigieren anbot, sammeln sich die in der Ukraine benötigten Güter, darunter Babynahrung und Hygieneartikel. Diese Waren organisiert sie mir ihrer Tochter. Die beiden Frauen schreiben Firmen an, sammeln Geld und kaufen ein, was die ukrainischen Kontakte vor Ort benötigen. Auch den Transport organisiert der Verein selbst. Bereits 21-mal wurden die Hilfsgüter von freiwilligen Fahrern in zur Verfügung gestellten Kleinbussen an den von den ukrainischen Partnern bestimmten Ort in der Nähe der Grenze gefahren. Dort werden sie in ukrainische Busse umgeladen, die dann alles in Spitäler und Orte nahe der Front bringen.
«Wir haben unsere Aufgabe gefunden»
Schon zweimal haben Rita und Antonia Brusa mit ihren Partnern die Verbindungspersonen in der Ukraine, vier griechisch-katholische Priester, besucht und dadurch einen persönlichen Kontakt zu Land und Leuten, zu denen sie vor dem Angriffskrieg keinen Kontakt hatten, aufgebaut. Für Antonia Brusa, 32, die lange nach einer sinnvollen Aufgabe gesucht hatte, wurde das Projekt zu einer Herzensangelegenheit.Es erfüllt sie mit Freude und Stolz, was sie zusammen mit ihrem Partner Severin Erb, ihrer Mutter und vielen weiteren Menschen bewegen kann. Für das Weiterbestehen des Hilfsprojekts gründeten sie den Verein «Engagiert mit Herz». Auf dem Status und auf der Website www.engagiert-mit-Herz informieren sie über gesuchte Waren und Hilfsmittel und berichten ausführlich über die Reisen und die Reaktionen aus der Ukraine. Die regelmässigen Kontakte und Begegnungen sind auch für Rita Brusa der Motor für ihr unermüdliches Engagement. Überzeugt hält sie fest: «Etwas Gutes zu tun ist einfach. Man muss einfach damit anfangen.»
Der Besuch bei Familie Brusa war meine persönliche Weihnachtsfreude. Ich dachte an unsere Partnerinnen vor Ort, die seit dem ersten Kriegstag Nothilfe leisten und in der aussichtlosen Situation manchmal müde sind. Wie gut zu wissen, dass auch andere dran sind, sich von Notsituationen bewegen lassen und nach ihren Möglichkeiten spontane Unterstützung leisten. So freue ich mich und bin dankbar zu wissen, dass mein Sohn nach Mitte Januar beim 22. Hilfstransort in die Ukraine wieder dabei sein wird.
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