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Ein Frauenmuseum als Spiegel der Gesellschaft

Foto zvg: Performance Frauengeschichte an der Frauenvernetzungswerkstatt 2014 «Frauen im Dialog» mit historischen Figuren. Von links und rechts: Lydia Escher, Tochter von Pionier Alfred Escher und seiner Frau Augusta (Martha Beéry), Marie Goegg-Pouchoulin, erste Schweizer Frauenrechtlerin (Heidi Witzig), Sybilla von Helfenstein, Äbtissin Fraumünster Zürich (Cäcilia van de Laak) und Gertrud Stauffacher, der Sage nach eigentliche Initiantin des Rütlischwurs (Martha Beéry).
Foto zvg: Performance Frauengeschichte an der Frauenvernetzungswerkstatt 2014 «Frauen im Dialog» mit historischen Figuren. Von links und rechts: Lydia Escher, Tochter von Pionier Alfred Escher und seiner Frau Augusta (Martha Beéry), Marie Goegg-Pouchoulin, erste Schweizer Frauenrechtlerin (Heidi Witzig), Sybilla von Helfenstein, Äbtissin Fraumünster Zürich (Cäcilia van de Laak) und Gertrud Stauffacher, der Sage nach eigentliche Initiantin des Rütlischwurs (Martha Beéry).

Text: Irmgard Bayard

Im November 2010 haben ein paar Frauen die Interessengemeinschaft (IG) Frau und Museum gegründet. Sie wollen damit die weiblichen Perspektiven und Lebensweisen sichtbar machen und dokumentieren sowie die Wahrnehmung für das Genderverhältnis in Politik und Gesellschaft schärfen.

(Fortsetzung)

Mitte Juni 2019 reichte Nationalrätin Marianne Streiff-Feller von der EVP-Fraktion eine Motion im Nationalrat ein, in welcher der Bundesrat beauftragt wurde, ein Konzept für ein «Haus der Frauen: gestern – heute – morgen», also ein «Nationales Frauenmuseum» oder ein «Haus der Frauengeschichte» ausarbeiten zu lassen. Das Konzept soll Vorschläge zur Darstellung der Geschichte, Stellung und Rolle der Frau in der Schweiz beinhalten und finanzielle, räumliche und betriebliche Rahmenbedingungen enthalten. Die bereits an der Frauengeschichte und ihrer Darstellung interessierten Frauenkreise sollen in die Konzeptarbeit einbezogen werden. Zur Begründung führte sie aus, dass Geschichte in der Vergangenheit grösstenteils von Männern für Männer geschrieben wurde.

Die Motion wurde von einer Reihe von Politikerinnen unterstützt. Im Juni 2021 wurde sie vom Nationalrat angenommen, ebenso im Mai 2022 von Ständerat. Dort allerdings mit den Änderungen, dass der Bundesrat beauftragt werde, ein Konzept für ein Netzwerk Dritter über die Geschichte der Gleichstellung von Mann und Frau in der Schweiz im Sinne von Artikel 10 des Kulturförderungsgesetzes (Massnahmen zur Bewahrung des kulturellen Erbes) zu erarbeiten und die Finanzierung dieses Netzwerks in der nächsten Kulturbotschaft vorzusehen.

Zurück im Nationalrat stimmte dieser im September 2022 dieser Änderung zu. Am 4. Juni 2024 folgte ihm der Ständerat. Im Parlament sollen zu den vorgesehenen total rund 990 Millionen Franken an die Kulturförderung zwei Millionen Franken für das Netzwerk Dritter für die Bewahrung, Erschliessung und Vermittlung der Gleichstellungsgeschichte von Mann und Frau und für einen Schweizer Ort der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus vorgesehen werden. Die Budget-Debatten sind derzeit im Gang.

20 Jahre von der Idee bis zur Umsetzung
Bis es so konkret war, dauerte es allerdings einige Jahre. «Die Idee und der Entschluss, ein Frauenmuseum in der Schweiz zu initiieren, entstanden nämlich bereits 2004 nach einem Besuch im österreichischen Frauenmuseum Hittisau», erklärt Martha Beéry-Artho, die Initiantin auf der Homepage. «Die dortige Ausstellung ‘Kleidung unsere zweite Haut’ hat mich begeistert und motiviert. Doch für diese Idee der Ostschweizerin bestand weder bei den St. Galler Behörden der Stadt und dem Kanton noch beim Historischen Museum Interesse. Auch sonst war das Interesse wenig gross. «Besuche in verschiedenen Frauenmuseen in Deutschland und Frankreich bestärkten mich jedoch, an der Idee Frauenmuseum.ch festzuhalten.» Aufgeben war also keine Option.

Die Teilnahme am ersten und zweiten Frauenmuseumskongress in Meran 2006 respektive in Bonn 2009 brachte den Stein ins Rollen. «Die erneute Kontaktaufnahme mit verschiedenen Institutionen und Personen, mit dem Ziel, die IG «Frau und Museum» zu gründen, hatte nun mehr Erfolg. Ich konnte mit dem Katalog der Ausstellung ‘Frauenmuseen weltweit’ etwas Konkretes präsentieren.» 2010 war es schliesslich so weit, ein Meilenstein wurde gelegt. Eine Ethnologin/Kuratorin/Leiterin Frauenbibliothek, eine Historikerin, eine Informations- und Dokumentationsspezialistin und die Gosteli-Stiftung (Archiv zur Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung) als Institution waren interessiert, bei der Formulierung der Zielsetzungen und Gründung mitzuwirken. 2020 konnte die Broschüre «Mitmischen + Sichtbarmachen» veröffentlicht werden. Diese zeigt zum 10-Jahr-Jubiläum der IG Frau und Museum einen Überblick der verschiedenen Themen und Wirkungsweisen auf. Zwei Jahre später stand das Thema «Sammeln und Sammlungen von und zu Frau» im Fokus.

Konzept «Frauenmuseum-outdoor.ch»
Die Frauen rund Martha Beéry-Artho haben wie oben erwähnt mit der IG Frau und Museum bereits Einiges initiiert. Die typische Situation in der Geschichte der Frauen in der Schweiz, dass ihnen der Zugang zur Geschichte erschwert wird, hielt die IG-Frauen nicht von ihrem Vorhaben ab. «Durch die Veränderung der Ziele formiert sich der Vorstand der IG Frau und Museum neu und ist daran, sich ein Konzept für ein Frauenmuseum-outdoor.ch auszudenken», so Martha Beéry. «Wir hoffen, mit diesem Vorschlag im Netzwerk Dritter für die Bewahrung, Erschliessung und Vermittlung der Gleichstellungsgeschichte den diesem Thema angemessenen Platz zu erhalten.»

https://www.ig-frauenmuseum.ch/

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