Text: Irmgard Bayard
Wenn ich am Computer sitze und wieder mal einen Fehler mit der Delete-Taste ausmerze, denke ich manchmal zurück an meine Zeit als KV-Lehrtochter (so hiess das damals) und die damals zur Verfügung stehenden Geräte.
(Fortsetzung)
Ich erlernte den Beruf in einem grossen Betrieb, wo wir alle drei Monate die Abteilung wechseln konnten und so in viele Bereiche Einsicht nahmen. Während der Arbeit und in der Berufsschule waren für uns Lernende nur mechanische Schreibmaschinen erlaubt. Also diejenige, bei denen man immer aufpassen musste, dass die Finger nicht zwischen den Tasten stecken blieben. Nur gerade in der Abteilung Verkauf standen bereits erste IBM-Kugelkopf-Maschinen. Mit grosser Freude warteten wir alle geduldig darauf, dass wir dorthin versetzt wurden, um uns an dieser tollen Erfindung zu probieren. In der Berufsschule hingegen waren diese Geräte verpönt, denn damit konnte man sogar Fehler mit einem integrierten Korrekturband ausmerzen, was in den Augen der Lehrpersonen dazu führte, dass man unachtsam wurde. Was würden diese, alle bereits verstorbenen Lehrerinnen und Lehrer wohl heute sagen, wo viel weniger auf das Geschriebene geachtet wird, da man ja alles schnell wieder löschen kann?
Für die Kopien eines Briefes - manchmal drei, vier - gab es Kohlenpapier, das zwischen die Blätter gelegt wurde. Bei Fehlern musste man diese auf jedem Blatt wegradieren. Manchmal schrieb man auf eine Matrize, die dann in einem Umdrucker eingespannt und für die Vervielfältigung diente. Noch heute, wenn ich diesen Text schreibe, habe ich den Schnapsgeruch in der Nase, der vor allem von uns "Stiften" geliebt wurde.
Die zu schreibenden Texte wurden oft zuvor von einem der Chefs – Chefinnen waren praktisch inexistent - diktiert und von der Sekretärin, dem Fräulein, per Steno aufgenommen. Auch dies ein Relikt aus früheren Zeiten. Übrigens eine gar nicht so schlechte Sache, konnte man diese Stenogramme doch manchmal als Geheimschrift verwenden und so untereinander kommunizieren, ohne dass alle wussten, worum es ging.
Als ich nach der Lehre nach Lausanne ging, arbeitete ich in einer amerikanischen Firma, die für Serienbriefe bereits über Magnetbandautomaten, allerdings noch in der Grösse eines Kleiderschrankes, verfügte. Und so ging der Fortschritt immer weiter – bis heute, da ich meine Texte ganz selbstverständlich am Computer verfasse. Nur bei den Mails und Handy-Nachrichten wäre ich manchmal froh, man (ich schliesse mich ein) würde wieder etwas sorgfältiger und überlegter daran gehen…
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