Text & Foto: Barbara Bischoff
Abschiedsrituale – Es gibt viele Möglichkeiten
Altershalber befasse ich mich auch mit meinem Sterben. Dabei ist es für mich wichtig, mir Gedanken zu machen, wie ich von dieser Welt verabschiedet werden möchte. Da ich mir keine kirchliche Abdankung vorstellen kann, überlege ich mir verschiedene Möglichkeiten.
(Fortsetzung)
Ich habe auch in meinem Umfeld sehr schöne Abschiede erlebt. Einige davon möchte ich hier vorstellen:
Eine Freundin wusste, dass sie nicht mehr geheilt werden kann. Auf dem Weg zur Chemotherapie sah sie eine Töpferwerkstatt, die Urnen herstellt. Sie hat dort eine persönliche Urne in Auftrag gegeben. Die Urne wurde nach ihren Wünschen gestaltet: Sie war wasserlöslich und enthielt Erde sowie eine Vogelfeder von ihren Lieblingsorten.
Noch einige Zeit blieb ihr, das schöne Werk in ihrem Zuhause zu betrachten.
Das würdevolle Fest zum Andenken an ihr Leben fand dann an einem Flussufer statt. Die Urne löste sich während der Feier im Wasser auf und somit entschwand diese Freundin im ruhig fliessenden Wasser. Trotz des Verlustes war es ein positives Fest und bleibt mir in guter Erinnerung.
Eine Birke eines Baumgrabes auf einem offiziellen Friedhof ist der Gedenkort für ein befreundetes Paar, das leider kurz hintereinander starb. Dieser ruhige, grosszügig gestaltete Ort lädt zum Spazieren gehen, aber auch zum Meditieren ein.
Die Hinterbliebenen sollen entscheiden
Unsere Mutter wollte keinen Abschied und kein Abschiedsfest. Da sie sich schon durch ihre Demenz von der Welt langsam verabschiedet hatte, hielten wir uns nicht an ihren Wunsch. Als grosse Familie versammelten wir uns an ihrem Wohnort am Flussufer und verabschiedeten sie mit Rosen, die wir dem Wasser übergaben. Am Nachmittag luden wir auch ihre verbliebenen Freundinnen und Freunde zu einem Imbiss ein und gedachten ihr in dieser Runde. Ihr damals dreijähriger Urenkel hat dann am Abend die Feier kommentiert: «Es war ein so schönes Fest, aber viel zu kurz. Urgrossmami hat es sicher auch gefallen.» Die Urne setzen wir dann später an einem privaten Ort bei.
Sich mit dem eigenen Abschiednehmen von dieser Welt zu befassen, hat auch etwas Beruhigendes. Ich halte Rückschau auf mein langes Leben, freue mich über das Vergangene und die guten Erinnerungen und kann mich mit schwierigen Situationen versöhnen und loslassen.
Ich habe nun meinen Kindern mitgeteilt, wie ich verabschiedet werden möchte. Ich musste aber realisieren, dass meine Wünsche bei ihnen nicht auf viel Verständnis stiessen. Das hat bei mir einiges ausgelöst: Ich erinnere mich an die Beerdigungen meiner Eltern, welche im üblichen kirchlichen Rahmen mit vielen Menschen stattfanden. Mir tat damals diese grosse Anteilnahme der Bekannten und Verwandten sehr gut, konnte ich da ja auch spüren, dass meine Eltern von so vielen Menschen geschätzt und geliebt worden sind.
Nun habe ich meine Wünsche an meine Kinder anders formuliert: Ich möchte, dass eine Abschiedsfeier stattfindet. Das wie oder wo, überlasse ich aber ihnen. Es ist wichtiger, dass es für sie stimmig ist als für mich.
Wir verwenden Cookies und ähnliche Technologien, um das Nutzererlebnis auf unserer Website zu verbessern. Durch die weitere Nutzung dieser Website stimmen Sie unserer Verwendung von Cookies und ähnlichen Technologien zu. Mehr erfahren