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Altersdiskriminierung

Mit ihrer Kundgebung zeigte die GrossmütterRevolution 2017 mit Fakten auf, dass Menschen im Alter nicht nur kosten, sondern auch viel für die Gesellschaft leisten.
Mit ihrer Kundgebung zeigte die GrossmütterRevolution 2017 mit Fakten auf, dass Menschen im Alter nicht nur kosten, sondern auch viel für die Gesellschaft leisten.

Text und Foto: Monika Fischer

Altersdiskriminierung
Mit stockte der Atem, als ich auf der Arztrechnung las, bei Kindern unter 6 und für Menschen über 75 könne ein höherer Taxpunkt pro Minute verrechnet werden. Werde ich da mit Kleinkindern gleichgesetzt?

(Fortsetzung)

Auf meine entsprechende Bemerkung beim Arzt lachte dieser: «Ja, sie hätten den Zuschlag nicht gebraucht. Doch steht es nun einmal so im Schweizer Gesundheitsgesetz.» Ich war entsetzt und erinnerte mich an die Aussage meines Mannes zu Zeiten als Hausarzt: «Vor allem alte Frauen brauchen oft sehr viel Zeit, bis sie sich ausgezogen haben.»

Ich spürte meine Sensibilität gegenüber allem, was das Alter betrifft und fragte mich, ob ich zu empfindlich reagiere und den Tatsachen nicht ins Auge sehen will. Ich dachte an den Vortrag eines angekündigten Fachmannes fürs Alter am Nachmittag für Freiwillige von Pro Senectute, bei dem der Inhalt stark vereinfacht dargestellt war. Als ich den Referenten darauf ansprach, meinte er: «Weisst du, bei alten Leuten muss man ein Thema herunterbrechen, sonst sind sie schnell überfordert.» «Das mag stimmen bei hochaltrigen Menschen, aber nicht bei aktiven SeniorInnen wie in diesem Saal», dachte ich.

Ich erinnerte mich an die Pandemie, als Leute ab 65 aufgefordert wurden, zuhause zu bleiben. Damals hatte ich ähnlich empfunden. Die damalige Übervorsichtigkeit der Behörden wurde später klar als diskriminierend erkannt.

Unwort Überalterung
Als klare Diskriminierung der Seniorinnen und Senioren und ein Angriff auf die Solidarität zwischen den Generationen wurde die Forderung des Walliser FDP-Nationalrats Philippe Nantermod nach eine Seniorenprämie bei der Krankenkasse zur Entlastung von jungen Familien bezeichnet. Es ist wohl eine Tatsache, dass Menschen in der letzten Lebensphase in der Regel mehr kosten als andere. Logischerweise oder gottlob betrifft das mehr alte als junge Menschen

Unter dem Unwort «Überalterung» tauchen immer wieder solche und ähnliche Ideen auf. Der Vorstellung, dass die Alten auf Kosten der Jungen leben, setzte die GrossmütterRevolution 2017 mit der Kundgebung auf dem Waisenhausplatz klare Fakten entgegen.

Aktuell möchte das städtische Forum Luzern60plus zusammen mit weiteren Partnern mit einer Sensibilisierungskampagne die Generation über 80 sichtbar machen und Fragen zur Hochaltrigkeit beantworten. In verschiedenen Veranstaltungen sprechen Fachleute zusammen mit Menschen im hohen Alter über Themen zum vierten Lebensalter. «Neben den schwierigen Seiten des hohen Alters geht in der Gesellschaft häufig vergessen, dass Menschen über 80 weiterhin engagiert sind und am sozialen Leben teilnehmen, dass sie genauso Wünsche und Träume haben wie Jüngere», heisst es im Flyer. Zum Projekt gehört die Publikation eines Buches mit dem Titel «Im hohen Alter». Darin erzählen in 24 Porträts Menschen zwischen 82 und 97, wie sie das Altwerden erleben, wie sie den Alltag bewältigen und worauf sie zurückblicken, was sie vermissen und was sie sich noch wünschen. Alle Porträtierten werden zudem auf Plakaten an verschiedenen Orten in der Stadt sichtbar gemacht. Mit der Publikation, den Plakaten und den Veranstaltungen soll Mut gemacht werden, sich mit dem eigenen Älterwerden auseinanderzusetzen. Die Kampagne will auch zum Verständnis für hochaltrige Menschen beitragen.

Zum Flyer

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