Text: Monika Fischer, Foto Sandra Kaufmann
Die mit 60 Frauen ausgebuchte Herbsttagung belegte das grosse Interesse der Frauen der GrossmütterGeneration an einer care-zentrierten Wirtschaft, die ein gutes Leben für alle im Einklang mit der Natur will. Diese Forderung der Frühlingstagung wurde durch den gratis abrufbaren Kurzfilm «Wirtschaft ist Care» illustriert. Eindrücklich zeigt er die Bedeutung der meist unbezahlten Care-Arbeit für das Leben jedes Menschen und für die Gesellschaft. Als grösster Wirtschaftsfaktor ist die Care-Arbeit unverzichtbar und bleibt trotzdem unsichtbar.
(Fortsetzung)
Beim Spaziergang durch das auch «Untergrund» genannte Luzerner Sentiquartier zwischen Bahn und Strasse waren die Veränderungen zu einem lebenswerten Umfeld für die Menschen aus 80 Nationen durch verschiedene Projekte augenfällig.
Das ehemalige Siechenhaus Sentitreff bietet zahlreiche Begegnungsmöglichkeiten und Angebote für Erwachsene und Kinder aus verschiedenen Kulturen. Fernöstliche Düfte waren beim Gang durch die Baselstrasse mit den meist asiatischen Läden unverkennbar. In der Stutzegg an der Abzweigung in die Bernstrasse führt der Verein Hotel Dieu einen niederschwelligen Begegnungsort für Benachteiligte. Anlässlich der Quartierentwicklung durch den Verein BaBel (Basel-Bern) entstand an der Dammstrasse eine Malerei mit den Ideen und Wünschen der Quartierbewohnenden.
Ebenfalls die weiteren Stationen Geburtshaus mit einem Schulungsraum für werdende Eltern, das Sprinzlager und die Gespräche mit den Drittklässlern vom St. Karli-Schulhaus zeigten eindrücklich die Bedeutung der Sorgearbeit für ein lebenswertes Leben. Nach dem Mittagessen in der «Reussfähre» erhielten auch jene Mitarbeitenden einen kräftigen Applaus für ihre Arbeit, die hinter den Kulissen durch rüsten, putzen, kochen, abwaschen zum Wohl der Gäste beitragen.
Samen säen
Bei der Auseinandersetzung mit der eigenen Care-Biografie am Nachmittag entstand eine breite Palette an vielfältigen Frauengeschichten, oft geprägt durch Pionierarbeit. Die lebhaften Diskussionen drehten sich um die Bedeutung der Selbstsorge, der Beziehungsarbeit, der Balance zwischen Geben und Nehmen, der Wertschätzung der eigenen Arbeit. Einmal mehr wurde deutlich, wie sich die langjährige unbezahlte Sorgearbeit in der Familie in tieferen Altersrenten auswirkt. Angesprochen wurde jedoch auch die Sorge über die Überforderung mancher jungen Mütter, wenn sie Familien- und Berufsarbeit unter einen Hut zu bringen müssen.
Betont wurde die Bedeutung der Sprache für eine Bewusstseinsänderung, indem nur als Arbeit bezeichnet wird, was Geld einbringt. Einmal mehr wurde die Forderung nach einer gesellschaftlichen Anerkennung der Care-Arbeit laut, indem sie im Bruttosozialprodukt des Landes aufgeführt und dadurch anerkannt werden muss. «Das fordern wir ja schon seit Jahrzehnten, wann wird sich endlich etwas verändern?», rief eine Frau in die Runde.
«Der Verein GrossmütterRevolution wird dranbleiben, z.B. an der Frühlingstagung vom 20. und 21. Mai 2025», versicherten die Organisatorinnen der Tagung zum Abschluss. Als Zeichen dafür erhielt jede Teilnehmerin ein kleines Glas mit verschiedenen Pflanzensamen. Daran erinnern wird ebenfalls das von einer Arbeitsgruppe gestaltete eindrückliche Kartenset.
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