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Frauenweis(s)heiten im Oktober

Liebe Leser*innen

Arbeit ist ein Thema, das wohl uns alle beschäftigt. In unserer ökonomisierten Gesellschaft gilt nur als Arbeit, was Geld einbringt und damit verbunden Bestätigung und Anerkennung verschafft. Auch unser Versicherungs- und Rentensystem ist auf die Erwerbsarbeit ausgerichtet. Die Betreuung von Kindern und von pflegebedürftigen Menschen, mehrheitlich von Frauen unbezahlt geleistet, gilt gemäss dem Sprichwort «Was nichts kostet, ist nichts wert» offiziell nicht als Arbeit. Und doch könnte unser gesamtes Wirtschafts- und Sozialsystem ohne diese unbezahlte Care-Arbeit nicht überleben. Deshalb forderte die Siebte Frauen*synode im September: «Unbezahlte Care-Arbeit muss in den Sozialversicherungen abgebildet und in der Altersvorsorge abgegolten werden im Sinn von Wirtschaft ist Care.»

Vor Jahrzehnten haben sich manche Frauen wenig Gedanken über die Bedeutung der Arbeit gemacht. Sie waren wie Frieda Bärtschi froh, eine gute Stelle zu haben. Im Porträt schildert Marie-Louise Barben das Leben der Hausangestellten ihrer Herkunftsfamilie und bezeichnet diese als «eine stille Heldin, die Heldin einer vergangenen Zeit». Der berührende Text ist nicht nur eine Hommage bzw. Femmage an Frieda, sondern an alle die «Dienstmädchen», die in früheren Zeiten ihren dienstgebenden Familien treu gedient haben.

Barbara Bischoff Frei macht sich Gedanken über die Berufsarbeit der Frauen früher und heute. Sie selber konnte ihre Berufsziele nur etappenweise verwirklichen. Wohl hat sich vieles verändert. Viele Frauen in der Schweiz können ihren Wunschberuf realisieren. Und doch zeigen sich heute für die jungen Menschen andere Probleme.

Die Politikerin Ylfete Fanaj, 39, kam mit neun Jahren im Familiennachzug vom Kosovo in die Schweiz. Die Benachteiligung bei der Suche nach einer Lehrstelle als Migrantin hat sie geprägt. Sie stieg früh in die Politik ein und war als Vertreterin der SP die erste Kantonsratspräsidentin der Schweiz mit kosovarischen Wurzeln. Gleichstellungsthemen sind ihr wohl wichtig, betreffen jedoch privilegierte Frauen. Im Hinblick auf die Chancengleichheit fordert sie deshalb bessere Rahmenbedingungen für den Zugang zu Bildung und Arbeit auch für Migrant*innen.

Wecken die Texte auch in Ihnen Erfahrungen und Fragen?
Wir freuen uns über Ihre Rückmeldungen und Anregungen.

Das Frauenweis(s)heiten-Team

Kontakt
Monika Fischer, fischerabt@bluewin.ch

PORTRÄTS: FRAUEN DER GROSSMÜTTERGENERATION
Nach 52 Jahren als Hausangestellte ist Frieda Bärtschi überzeugt: «Ich habe ein gutes Leben ge-habt, die Häni-Familie war auch meine Familie.»
Nach 52 Jahren als Hausangestellte ist Frieda Bärtschi überzeugt: «Ich habe ein gutes Leben ge-habt, die Häni-Familie war auch meine Familie.»

​Frieda – ein (un)gewöhnliches Leben

Text & Foto: Marie-Louise Barben

Frieda ist eine stille Heldin, die Heldin einer vergangenen Zeit. Sie hat ihr ganzes Leben in den Dienst anderer gestellt. Frieda Bärtschi kam 1949 als Dienstmädchen – so sagte man damals – in die Familie Häni, meine Herkunftsfamilie. Das war kurz vor ihrem 20. Geburtstag. Im Jahr 2001, nachdem meine Eltern ins Altersheim gewechselt hatten, bezog sie zum ersten Mal in ihrem Leben eine eigene Wohnung. - Meine Eltern waren nie per du mit Frieda, und auch wir vier Kinder sind es bis heute nicht.
Sie habe ein gutes Leben gehabt, sagt sie, die am Erscheinungsdatum dieses Newsletters ihren 92. Geburtstag feiern wird.

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DAMALS UND HEUTE

In der Arbeitswelt hat sich viel verändert

Barbara Bischoff Frei

Schon sehr früh war mir klar, dass ich einmal einen Beruf erlernen wollte, den ich auch im Ausland ausüben konnte. Fremdsprachen haben mich immer fasziniert und die wollte ich lernen, aber auch vor Ort anwenden. Meine Schwester besuchte das Lehrerinnenseminar, mein Bruder eine Handelsschule. Ich entschloss mich, Säuglingspflegerin zu werden. Noch während der zweijährigen Ausbildung merkte ich, dass ich beruflich weitermachen wollte. Als ich aber meinen Wunsch äusserte, die Kantonale Maturitätsschule für Erwachsene zu besuchen, intervenierten meine Eltern. Sie fanden, ich solle nun zuerst einmal arbeiten. So nahm ich eine Stellung als Säuglingspflegerin in Spanien an – die Gelegenheit, eine weitere Sprache zu erlernen.

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​1971 – EINE ANNÄHERUNG

Chancengleichheit für alle

Text & Foto: Monika Fischer

Die Pionierinnen des Frauenstimmrechts sind für Ylfete Fanaj Vorbilder, die sich beharrlich für ihre Anliegen einzusetzen. Sie lebte im Kosovo, während der Vater als Saisonnier arbeitete. Mit neun Jahren kam sie in die Schweiz und fand sich in der Schule schnell zurecht. Die Benachteiligung als Migrantin bei der Suche nach einer Lehrstelle hat sie politisiert. Nach fast 15 Jahren in Parlamenten wurde sie als Vertreterin der SP zur ersten Kantonsratspräsidentin mit kosovarischen Wurzeln gewählt. Wie sie im Gespräch aufzeigt, möchte sie Migrant*innen eine Stimme geben und ihnen den Zugang zu Bildung und Arbeit erleichtern.

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