Nach dem Rückzug des Migros-Kulturprozentes von der GrossmütterRevolution (GmR) wird diese ab dem 1. Oktober als Verein weiterbestehen. Es ist ein grosser Schritt, verbunden mit einem Rückblick, mit Veränderungen und Herausforderungen. Damit befasst sich auch dieser Newsletters.
Im Auftrag des Migros-Kulturprozentes (MKP) hat Anette Stade das Projekt GmR mit einer Gruppe ausgewählter Frauen aufgebaut und seit Beginn erfolgreich geleitet. Das Porträt stellt die erfahrene Projektentwicklerin, Reisebegleiterin, vierfache Mutter und Grossmutter mit ihrem wechselvollen und vielfältigen Leben vor.
Dieser Newsletter wird in einer Arbeitsgruppe der GmR diskutiert und erarbeitet. Drei der beteiligten Frauen berichten, was ihnen die Organisation bedeutet. Für Marianne Stohler war der Rückzug des MKP zuerst ein Schock, war sie doch eben in der GmR richtig angekommen. Sie schreibt: «An der letzten Tagung im Juni 2022 spürte ich die Kraft, das Engagement und den Willen der Frauen, die GrossmütterRevolution nicht untergehen zu lassen. Ich spürte wieder die Dynamik und den Enthusiasmus der Anwesenden, sich weiterhin für die Zukunft zu engagieren, mitzuarbeiten und auch in den neuen Strukturen beizutragen, dass dieses kostbare Projekt weitergeführt werden kann.»
Für Telsche Keese war das Mitmachen bei der GmR ein ermutigendes Lernfeld, das vieles ermöglichte. Das Kämpfen für Frauenanliegen möchte sie jetzt Jüngeren überlassen, sich jedoch auch weiterhin in einer Arbeitsgruppe mit Altersbildern auseinandersetzen.
Angesichts der weltweiten Kriege und Krisen braucht es für Monika Fischer die GrossmütterRevolution jetzt erst recht. Sie freut sich deshalb über die Ausweitung der Themen im neuen Manifest.
Ein mutiges Team von vier engagierten Frauen hat intensiv daran gearbeitet, das Projekt mit neuen Strukturen in den künftigen Verein GrossmütterRevolution zu überführen. Eine davon ist die Basler Theologin Rosmarie Brunner. Wir stellen sie in einem Kurzporträt vor und fragten nach ihrer Motivation und den künftigen Herausforderungen.
Die ersten zwölf Jahre der GrossmütterRevolution sind untrennbar verbunden mit der Projektleiterin Anette Stade (55), die geschickt alle Fäden zusammenhielt. Dies hat sie früh geübt, ist doch ihr Leben geprägt durch Migrationserfahrungen in der Kindheit und frühe Selbständigkeit. Kompromisslos suchte sie lange nach dem passenden Beruf – und fand den Frauenausweg: Sie wurde schwanger und ist heute vierfache Mutter und Grossmutter von Freya. Nach dem Studium in soziokultureller Animation an der heutigen Fachhochschule HSLU in Luzern bildete sie sich stets weiter, sammelte Erfahrungen in verschiedenen Projekten und baute ein eigenes Geschäft auf. Fasziniert von der Weite der Mongolei und der traditionellen Heilkunst der Schamaninnen und Schamanen, bietet sie mit ihrem Team Reisen in dieses Land an.
Als ich im Frühling 2019 das erste Mal an einer Tagung der GrossmütterRevolution teilnahm, war das für mich die Entdeckung! Ich fühlte mich wie ein ausgetrockneter Schwamm, der alles aufsaugte, was da geboten wurde. Ich erlebte, wie wertschätzend und aufmerksam die Frauen miteinander umgehen. Ich staunte über all das, was in den letzten Jahren geleistet worden war. Es war für mich erstaunlich, wie offen und differenziert miteinander diskutiert, wie aufmerksam die einzelnen Voten aufgenommen wurden. Kurz, ich fühlte mich auch als neu dazu gekommene Frau sofort wohl und ja, glücklich, aber auch angeregt und motiviert in dieser Gemeinschaft.
«Irgendwann ist Schluss», habe ich mir gesagt, und tatsächlich: Jetzt kommen mit dem Neubeginn jüngere Frauen. Sie werden die von uns vorgespurten Themen wie Gleichberechtigung, gerechte Löhne oder unsere Vorstellungen rund um Care mit frischem Schwung weiterverfolgen. Jüngere Frauen haben andere Biografien als ich. Ich gehöre zu den Frauen der 60er/ 70er Jahre, die heirateten, um dann Kinder zu erziehen. Das war damals unsere Bestimmung und klarer gesellschaftlicher Konsens. Schlummernde berufliche Fähigkeiten zu entwickeln, verschob ich auf später. Auf mich und meine Generation traf zu, was Simone de Beauvoir einmal gesagt hat: «Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen: sie bekommen nichts.»
An meine erste Teilnahme an der Frühlingskonferenz der GrossmütterRevolution 2012 erinnere ich mich, als ob es gestern gewesen wäre. Bei der Einladung hiess es, wir sollten für die Vorstellung eine Foto aus der Kinderzeit mitnehmen. Die Bilder der kleinen Mädchen mit Zöpfen und Schleifen im Haar sahen einander ähnlich. Das schaffte vom ersten Moment an Verbundenheit. Auch wenn unsere Biografien unterschiedlich verlaufen waren, sind wir doch im gleichen Zeitraum unter den damals geltenden Bedingungen aufgewachsen.
Mit VEREINten Kräften engagiert, energisch und vergnügt
Monika Fischer
Ab dem 1. Oktober 2022 geht die GrossmütterRevolution nach 12 Jahren als Projekt des Migros-Kulturprozentes als eigenständiger Verein weiter. Die reformierte Theologin Rosmarie Brunner (64) hat gemeinsam mit Veronika Bosshard, Maya Eigenmann, Ursula Popp und Elisabeth Bauer als professionelle Beraterin die neuen Vereinsstrukturen mit viel Engagement aufgebaut. «Ich möchte einmal Grossmutter werden», hatte sie als Fünfjährige auf die Frage nach ihrem Berufswunsch geantwortet. Was sie damit meinte, erkannte die «angeschmuste Grossmutter» von sechs Enkelkindern erst viel später.
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