Als ich ein Kind war, hatte ich drei Grosseltern, ein Grossvater war schon gestorben. Die einen besuchten wir zweimal im Jahr, sie wohnten drei Bahnstunden weit weg. Die Grossmutter, die in derselben Stadt wohnte, kam oft zu Besuch. Sie hatte neun Enkel und Enkelinnen, die andern über ein Dutzend. So gab es zu Weihnachten nur ein ganz kleines Geschenk, meist etwas zum Anziehen.
Wir haben einen einzigen Enkel. Und den müssen wir mit den andern Grosseltern teilen. Unser Enkel hat im Tessin die Nonna und den Nonno, das ist die Mutter der Schwiegertochter mit dem neuen Partner. Im Toggenburg wohnen Opa und Oma, der Vater der Schwiegertochter mit der neuen Partnerin. Dann gibt es uns, Nana und Neni, wir heissen so, weil wir oft im Bündnerland sind. Das Urgrossmami wohnt im Altersheim und das Urgrossmuetti noch in der eigenen Wohnung. Das gibt insgesamt acht Grosselternteile. Und das alles für einen einzigen Enkel!
Nun ja, die Urgrossmütter können wir weglassen. Die haben mehrere Enkel und Urgrossenkel, und sie sind froh, wenn sie sich nicht um sie kümmern müssen. Einmal im Jahr werden sie vom Enkel mit Familie besucht.
Da bleiben nur noch sechs Grosseltern. Zwei Paare wohnen eher weit weg und müssen nur ein- bis zweimal im Jahr berücksichtigt werden.
Das ist für uns, die wir in der Nähe wohnen, ein grosses Glück und ergibt eine enge Beziehung zu unserem Enkel. Mit uns war er schon auf dem Pilatus und auf dem Säntis, im Kinderzoo und auf dem Affenberg. Manchmal auch nur am See, die Schwäne füttern oder mit dem Trotti auf der Skaterbahn. Und jeden Frühling eine Woche in den Nanaferien im Bündnerland.
Weihnachten und Geburtstag sind ziemlich stressig für unseren Enkel. Da erhält er über ein Dutzend Päckli und weiss fast nicht, welches er zuerst öffnen soll. Am Schluss sitzt er in Bergen von Papier, Schachteln und Geschenken und überlegt, womit er zuerst spielen soll.
Natürlich wissen wir, dass wir den Kleinen verwöhnen. Er sagt aber nicht: „Bei dir bekomme ich alles!“ sondern: „Du hast immer Zeit, wenn ich bei dir bin!“ Irgendwann wird er nicht mehr so oft zu uns kommen wollen, irgendwann sind die Geschichten der Nana und das Wurstbraten mit dem Neni nicht mehr so interessant. Aber ich glaube, die Beziehung zu uns wird bleiben.
Und im September bekommt er einen kleinen Bruder und wir einen zweiten Enkel!
© 2015 Hanna Hinnen
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