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Beim Einkaufen

Alles, was ich auf dem Einkaufszettel aufgeschrieben hatte, liegt nun - im Einkaufswagen - und das fast in Rekordzeit. Ein kurzer Blick und schon ist die Kasse mit der kürzesten Warteschlange erkannt. Vor mir sind drei Personen, das kann ja nicht so lange dauern.

Beim Warten kann ich überlegen, was ich mir für heute sonst noch vorgenommen habe. Ein Blick nach vorne zeigt, dass der Herr an der Kasse Probleme mit seiner Kreditkarte hat. Die Kassiererin schüttelt den Kopf, was soviel heisst wie: Mit dieser Karte kann nicht abgebucht werden. Er sucht sein Geld zusammen, aber leider reicht es nicht. Der Mann hat sichtlich Mühe zu entscheiden, was er wieder zurücklegen will. Es scheint ein wichtiger Wochenendeinkauf zu sein! Ich schaue auf die Uhr – endlich – er hat sich entschieden und kann seine Sachen einpacken.

Als Nächste legt eine junge Mutter ihre Bonuskarte heraus, und die Kassiererin nimmt die eingekauften Sachen vom Band. Hoppla, soeben hat das kleine Mädchen im Sitz des Einkaufswagens die Schokomilch verschüttet und schreit jetzt tränenreich. Die Kassiererin reagiert schnell, telefoniert einer Kollegin und bittet um Putzlappen und Wasser. Gleichzeitig beruhigt sie die Mutter und diese wiederum ihre kleine Tochter. Ich schaue nach hinten. Da stehen bereits vier weitere Personen mit vollen Einkaufswagen. Ein Entrinnen ist unmöglich.

Vor mir wartet nur noch die gutgekleidete Mittfünfzigerin, die so viel einkauft, dass ich ins Nachdenken komme: Bekommt sie übers Wochenende Besucht?

Es geht vorwärts. Bereits kann ich ein paar Sachen auf das Band legen. Die Kassiererin ist nicht nur hilfreich und reaktionsschnell bei Babygeschrei, sie arbeitet auch speditiv und freundlich. Die Frau reicht der Kassiererin die Bonuskarte zusammen mit einer Handvoll Quittungen und Zeitungsausschnitten! Die Karte wird eingelesen und umgehend zurückgegeben. Die Stirnfalten bei der Kassiererin bedeuten nichts Gutes. Einige Gutscheine sind nicht kummulierbar, einige sind abgelaufen. Bei der Mittfünfzigerin macht sich Unmut bemerkbar. Sie hat sich Arbeit gemacht beim Ausschneiden, beim Lesen des Magazins und die Quittungen haben in ihrem Portemonnaie viel Platz weggenommen. Es braucht Zeit, bis die Kassiererin die Situation mit Geduld gemeistert hat.

Endlich kann ich die Bonuskarte zeigen, meine Kreditkarte funktioniert und die vielen Gutscheine habe ich (leider) zu Hause liegen lassen. Jetzt nur noch schnell einpacken, dann bin ich weg. Das nächste Mal werde ich wohl meinen Einkauf einscannen, das geht schneller, weil die dafür bestimmten Kassen immer ohne Warteschlangen sind. Die Kassiererinnen werden wegrationalisiert – oder ihre Zahl mindestens stark reduziert. Will ich das? Sollte ich vielleicht mein Zeitmanagement als Rentnerin überdenken?
Margot Bryner

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