Eines Tages war es soweit: Mein Sohn und meine Schwiegertochter eröffneten mir, dass ich jetzt Grossmutter würde – und das von Zwillingen. Als erstes freute ich mich natürlich riesig für die Beiden. Während der Schwangerschaft meiner Schwiegertochter hatte ich genügend Zeit zu überlegen, wie sich das wohl anfühlen würde – Grossmutter zu sein. Ich liebte „mein Grossmuetti“ mütterlicherseits sehr und sie liebte mich. Sie war es, die mir das wunderbare Gefühl gab: es ist einfach gut, wie du bist! Das war Liebe, das war Freude, und ich genoss das Zusammensein mit ihr. Ich fragte mich, wie das wohl mit den beiden sein würde und wie sollten sie mich nennen: „Nonna“, „Nana“ – ich hatte von „Gromi“ gehört – es gab ja so viele Varianten.
Unerwartet bekam ich während einer Italienreise auf dem Markusplatz in Venedig einen Telefonanruf meines Sohnes: „ Du bist Grossmutter geworden, es sind zwei Buben“! Trotz intensiver Auseinandersetzung mit der neuen Rolle im Vorfeld, liess ich fast das Handy fallen. Jetzt war es soweit. Wieder zu Hause, war der erste Gang ins Kinderspital, um die beiden neuen Erdenbürger zu begrüssen.
Ich stand am ersten Bettli und schaute auf das kleine Wesen, das noch mit diversen Schläuchen am Körper überwacht werden musste. Ganz leise schlichen sich ein paar Tränen der Rührung in meine Augen. Mein Finger war ja so gross in der kleinen Faust. In diesem Augenblick spazierte mein Enkelsohn geradewegs in mein Herz und hat es sich bequem gemacht. Beim zweiten Bettli war ich genauso berührt. Mein Sohn sagte zum Kleinen:“ Schau mal, da ist dein Grossmami!“ Die kleinen Finger klammerten sich an meinem Zeigefinger fest, und – schwupps – war auch der Zweite drinnen. Es waren unvergessliche Augenblicke.
Inzwischen sind fünf Jahre vergangen und die Beiden haben den Platz in meinem Herzen ausgebaut. Es ist wunderbar, dass die beiden Buben sehr gerne zu mir kommen und meine Schwiegertochter und mein Sohn sie mir anvertrauen. Die im Estrich gelagerten Spielsachen meines Sohnes sind ein grosser Abenteuerspielplatz. Dazu bringe ich viel Zeit mit, setze mich auf den Boden, zeige Neugier für ihr Spielverhalten und Fantasie für Geschichten. Sie sind noch so leicht zu begeistern.
Ich bin absolut sicher – die Beiden werden den Platz in meinem Herzen behalten. Uebrigens: sie nennen mich Grosi, mit Betonung auf dem O. Es ist wie Musik in meinen Ohren.
Margot Bryner
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