«Die Alten leben heute auf Kosten der Jungen.» Solche immer häufiger zu lesende Aussagen ärgern mich. Es mag sein, dass mich solche Äusserungen treffen, weil ich selber Seniorin bin. Mehr noch jedoch, weil sie als Schlagworte ganz einfach zu kurz greifen, ja falsch sind. Sie fokussieren einseitig auf das Rentensystem, wo unbestritten neue Lösungen gefunden werden müssen. Vor allem jedoch gefährden sie durch das gegenseitige Ausspielen die Solidarität zwischen den Generationen.
Zudem werden bei solchen Äussagen die Leistungen der alten gegenüber der jüngeren Generation unterschlagen. Denn diese sind erheblich. Im Generationenbericht von 2008 sind die freiwilligen Leistungen der Grosseltern beim Hüten der Enkelkinder mit 10 Milliarden Franken, jene der pflegenden Angehörigen mit 10 bis 12 Milliarden Franken ausgewiesen. Gemäss den Verfassern des Berichts sind diese Zahlen heute bestimmt noch höher. Da diese familialen Leistungen im Bruttosozialprodukt des Landes nicht erscheinen, werden sie häufig gar nicht wahrgenommen. Und doch sind sie alles andere als selbstverständlich und oft mit grossen Anstrengungen, ja mit Konflikten verbunden.
Darüber diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der Grosseltern- und der Töchter-Söhne-Generation am letzten Herbstforum der GrossmütterRevolution. Eindrücklich zeigte sich dabei, wie sehr die Generationen voneinander abhängig sind. In diesem Zusammenhang war die Rede von den gegenseitigen Erwartungen. Die Grosseltern wünschen sich mehr Akzeptan und Anerkennnung für die Grosselternarbeit und werwartnen, dass sich auch die Jungen in der Politik für ein gutes Leben im Alter einsetzen.
Auch die junge Genration erwartet Wertschätzung für die Leistungen, die sie in der amilie erbringt.«Wir müssen miteinander reden, reden, reden und wollen die Erwartungen der anderen nicht nur erahnen, sondern hören!» So lautete eine der Forderungen, eine andere: «Erwartungen sollen klar kommuniziert und offen diskutiert und wenn möglich Vereinbarungen miteinander ausgehandelt werden.» Nur so könne im gegenseitigen Respekt Verständnis füreinander geschaffen werden.
Die Tagung zeigte eindrücklich: Mit dem gegenseitigen Ausspielen verhärten sich die Fronten. Nur wenn die Menschen verschiedener Generationen offen miteinander reden, erfahren sie voneinander die jeweiligen Wünsche und Probleme. Doch darf sich der Dialog zwischen den Generationen nicht auf die Familie und auf einzelne Anlässe beschränken. Vielmehr muss er in der Öffentlichkeit und Politik weitergeführt werden, können doch die Probleme der Zukunft nur gemeinsam gelöst werden.
© 2017, Monika Fischer
Wir verwenden Cookies und ähnliche Technologien, um das Nutzererlebnis auf unserer Website zu verbessern. Durch die weitere Nutzung dieser Website stimmen Sie unserer Verwendung von Cookies und ähnlichen Technologien zu. Mehr erfahren