Nein, nicht schon wieder! In Sekunden sind meine dicken Wollsocken vollkommen durchnässt. Immer wieder steht unsere Waschküche unter Wasser. Und das nicht etwa bei der Waschmaschine, wo es logisch wäre. Nein, völlig unmotiviert bedeckt das Wasser den Boden an der gegenüberliegenden Wand. Das Ärgernis begann bereits vor Wochen: Der Sanitär wird bestellt. Er prüft alle Zu- und Ableitungen, die Wände und Decken und kontrolliert auch die Aussenmauern- alles in Ordnung, das Wasser kommt also von unten. Sein Tipp: Vermutlich ist der Grundwasserspiegel gestiegen und drückt nun durch den Boden. Um dem entgegen zu wirken, empfiehlt er, alle Sickerleitungen rund ums Haus durchzuspülen. Nach kurzer Haussitzung bestellen wir eine Rohrfirma. Nun haben wir blitzsaubere Sickerleitungen und endlich wieder eine trockene Waschküche.
Zu früh gefreut! Nach der kurzen Trockenphase ist der Boden wieder nass. Warum? Woher? Wieso? Wir haben keine Ahnung, es muss also ein Spezialist her. Akribisch horcht dieser die Wände ab, kontrolliert alle Rohre, schüttelt immer wieder den Kopf und macht ein besorgtes Gesicht. Ich merke, auch er hat keine Ahnung! Seine Empfehlung: Beobachten, kontrollieren, Türe schliessen und den Secotech (unser Raumtrockner) einschalten. Wir geniessen danach eine weitere Trockenperiode, doch der „Wassergeist“ schlägt wieder zu.
Unser nächster Verdacht: Vielleicht lässt der Raumtrockner das Wasser nicht mehr in den untergestellten Eimer laufen und hat sich andere kreative Entsorgungskanäle gesucht? Nächster Anruf, andere Firma. Die Techniker prüfen die Funktion des Automaten, alles in Ordnung, das Wasser läuft wie immer in den üblichen Eimer. 2 Monteure, 4 Bewohnerinnen und 1 Enkel stehen ratlos um den Raumtrockner herum. Zuvorderst natürlich wie immer Cedric (9 Jahre). Fasziniert schaut er sich alles an, dann zupft er mich am Ärmel: „Grosi, ich weiss woher das Wasser kommt!“. Der Monteur hat es auch gehört und lächelt gönnerhaft: „Na, woher kommt denn das Wasser mein Kleiner?“ Cedric zuckt mit den Schultern und meint gelassen: „Es hät es Loch im Chübel!“ Tatsächlich, der Auffangeimer hat im Boden einen hauchdünnen, kaum sichtbaren Riss. Betretenes Schweigen, wir schauen uns ungläubig an, dann ein herzhaftes Lachen, auch die Monteure lachen. Ich möchte aber nicht wissen, was die in der Firmenkantine erzählen. Ich aber weiss, bevor ich wieder eine Brigade von Fachleuten aufbiete, werde ich meinen Enkel um Rat fragen. Keiner zu klein Fachmann zu sein!
© 2018 Ruth Fries
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